Was versteht man in der Schornsteintechnik unter „Hinterlüftung“?

Der Begriff „Hinterlüftung“ wird in der Schornsteintechnik häufig gleichgesetzt mit der Versorgung der Feuerstätte mit Verbrennungsluft oder der Be- u. Entlüftung des Aufstellraums der Feuerstätte. Beides ist unzutreffend. Abgasanlagen werden hinterlüftet um bestimmte Produkteigenschaften der Anlagen zu erreichen. Europäische und nationale Normenregelwerke fordern für geprüfte Systemabgasanlagen eine Klassifizierung, die die Leistungsmerkmale der jeweiligen Abgasanlage bestimmt. So sind z.B. Schornsteine für Festbrennstoffe als rußbrandbeständig, und Abgasleitungen für flüssige und gasförmige Brennstoffe als feuchteunempfindlich klassifiziert.

In der Vergangenheit wurden für feuchteunempfindliche Abgasanlagen konventionelle Schamotterohre mit der traditionellen „Nut und Feder-Verbindung“ verwendet. Um den Status der Feuchteunempfindlichkeit zu erlangen, wurden die Schamotterohre innenglasiert und im Außenmantelstein der Abgasanlage Kanäle angeordnet, die es ermöglichten, dass  zwischen Aufstellraum der Feuerstätte und der Mündung Luft zirkulieren konnte. Dieser zirkulierende Luftstrom sollte durch die Rohrwandung diffundierendes oder durch undichte Feuerstöße austretendes Kondensat ständig abtrocknen und abführen. Dies sollte Abgasanlagen für Feuerstätten mit niedrigen Abgastemperaturen vor Durchfeuchtung schützen.

Mit dem Inkrafttreten der Energiesparverordnung  (EnEV) in 2002 wurden an neu errichtete Gebäude bautechnische Standardanforderungen bezgl. Wärmedämmung und Dichtigkeit der Gebäudehülle gestellt, die eine Hinterlüftung von Abgasanlagen nicht mehr zuließ. Die durch die Hinterlüftungskanäle bedingte, direkte Verbindung vom Gebäudeinnern nach draußen erwies sich als energetisch kontraproduktiv und im Hinblick auf Blower-Door-Tests als problematisch.

Um den Anforderungen der EneV zu genügen, aber auch um die Dichtigkeit feuchteunemfindlicher Abgasanlagen garantieren zu können, setzt die Johann Hillen GmbH seit 2002 im überwiegenden Teil ihrer Abgassysteme isostatisch gepresste Keramikrohre mit Muffen ein. Spezielle Werkstoffeigenschaften und eine hohe Materialgüte der Keramikrohre stellen in Kombination mit der 30 mm hohen Muffenverbindung die Feuchteunempfindlichkeit der Abgasanlage sicher – ohne innenglasierte Rohre, ohne Hinterlüftung.

Ein stetig wachsendes Spektrum an Wärmeerzeugern und das permanente Bestreben der Feuerstättenhersteller Verbrennungsprozesse zu optimieren und deren Anfall an Schadstoffen zu reduzieren, erfordern  universelle, leistungsfähige Abgassysteme, die den heutigen Stand der Technik widerspiegeln.

Fazit: Wir halten vor diesem Hintergrund die Hinterlüftung von Abgasanlagen für eine nicht mehr zeitgemäße und technisch überholte Bauart.

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