Wann brauche ich ein glasiertes Schamotterohr in meinem Schornstein?

Genau genommen gar nicht. Die Annahme, glasierte Schamotterohre in Schornsteinen trügen zur Dichtigkeit der Innenrohrsäule bei, ist ein verbreiteter Irrtum.

Oft gehen Planer und Erbauer davon aus, dass ein Isolierschornstein für Festbrennstoffe lediglich durch den Einsatz glasierter Innenrohre auch geeignet sei für Brennstoffe, bei deren Verfeuerung Kondensate entstehen (z.B. Pellets). Auch setzt man voraus, dass an innenglasierte Isolierschornsteine Feuerstätten angeschlossen werden können, die im kondensierenden Betrieb arbeiten (z.B. wasserführende Kaminöfen und Heizeinsätze, Pelletanlagen, Grundöfen).

Beides ist unzutreffend, da die Dichtigkeit der Schamotterohre unabhängig von einer eventuellen Innenglasur geprüft wird. Die Dichtigkeit eines Schamotterohrs wird vielmehr durch die Gefügestruktur der gebrannten Schamotte bestimmt als von einer aufgebrachten Glasur.

Kondensierende Festbrennstoffe und deren Feuerstätten erfordern Abgasanlagen, die mit dem Kürzel W3G klassifiziert sind.

W3G bedeutet, die Abgasanlage ist rußbrandbeständig und gleichzeitig feuchteunempfindlich. Das heißt, die Abgasanlage bietet die für die Verfeuerung von Festbrennstoffen unabdingbare Rußbrandbeständigkeit. Gleichzeitig ist sie resistent gegen anfallende Kondensate, hervorgerufen durch niedrige Abgastemperaturen.

Diese Leistungsmerkmale einer Abgasanlage kann man mit konventionellen glasierten Schamotterohren nicht erreichen.

MuffenrohreW3G-Abgassysteme werden mit isostatischen Muffenrohren bestückt, die sich im Herstellungsverfahren wesentlich von dem konventioneller Schamotterohre unterscheiden. Durch ein spezielles Produktionsverfahren  werden dünnwandige, hochdichte Keramik-Muffenrohre hergestellt, die absolut dicht, und resistent gegen Kondensate und aggressive Verbrennungsprodukte sind.

Fazit: Schornsteine mit glasierten Schamotterohren sind nicht gleichzusetzen mit feuchteunempfindlichen Systemabgasanlagen. Wichtig für die Eignung eines Abgassystems ist nicht die Innenglasur sondern dessen Klassifizierung. Eine Glasur der Rohre dient bestenfalls dem leichteren Entfernen von Rußansätzen bei Kehrarbeiten.

Abschließend sollte noch erwähnt werden, dass die Dichtigkeit einer Schamotterohrsäule nicht nur von den Materialeigenschaften der Rohre sondern in einem hohen Maß von der Dichtigkeit der Fugenstöße abhängt.

Die traditionelle Nut und Feder-Verbindung ist bei Schornsteinen, die Feuchtigkeit ausgesetzt werden, eine potentielle Schwachstelle. Die relativ grobe Geometrie der Nut und Feder-Verbindung und eine nicht auszuschließende fehlerhafte Ausführung der Kittfuge durch den Erbauer der Anlage bergen ein  hohes Risiko der Undichtigkeit, und somit der Durchfeuchtung des Schornsteins.

Die Verwendung isostatisch gepresster Muffenrohre schließt dieses Risiko praktisch aus.


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